AAQ Institutional Accreditation Day 2022 – Eine Synthese

Am 24. November fand zum vierten Mal der AAQ Institutional Accreditation Day statt. Die Veranstaltung wurde von rund 100 Teilnehmer:innen besucht. Unter dem Titel "Akkreditiert, was nun?" sollte auf den ersten Akkreditierungszyklus gemäss HFKG zurückgeblickt und die Modalitäten für die Erneuerung der Akkreditierung erörtert werden. Das Format, das sowohl Vorträge als auch Diskussionsrunden und einen Workshop umfasste, ermöglichte es, die Herausforderungen der Qualitätssicherung an den Schweizer Hochschulen zu betrachten. Der Austausch zwischen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern hat gemeinsame Interessen und Standpunkte zusammengeführt, die hier in Form einer Synthese dargestellt werden.

Das System wächst zusammen

Die Tagung wurde von Christoph Grolimund, Direktor der Schweizerischen Agentur für Akkreditierung und Qualitätssicherung (AAQ), eröffnet, der insbesondere die Bedeutung der Beteiligung aller Akteure an den Qualitätsprozessen hervorhob. Die aktive Beteiligung jedes Einzelnen hat sich in den letzten Jahren positiv entwickelt und zur Entwicklung der Qualitätssicherungssysteme an den Hochschulen beigetragen. Diese Beobachtung wurde von den Referent:innen dargelegt, die ihren Wunsch bekundeten, die verschiedenen Interessengruppen der Einrichtungen noch stärker zu integrieren und Strukturen zu entwickeln, die einen Zusammenhalt und eine partizipative Organisation ermöglichen. Einige Institutionen haben im Übrigen auf der Grundlage der Qualitätsstandards des HFKG integrative und den Austausch fördernde Initiativen ergriffen. Dies ist der Fall bei der PH-VS, die eine Governance eingeführt hat, welche Kreativität, Innovation und Transformation in den Austausch unter allen Beteiligten bringt. Die institutionelle Akkreditierung scheint also eine positive Wirkung zu haben, nicht nur auf die Hochschulen selbst, sondern auch ausserhalb. Einige Referent:innen berichteten von der Reputation, die ihre Institutionen nunmehr dazugewonnen haben. Die verschiedenen Rückmeldungen der Anwesenden zeigten, dass die institutionelle Akkreditierung die Qualitätssicherungssysteme weiterentwickelt und die gesamte Hochschullandschaft in der Schweiz harmonisiert. Die damit eingeleitete Bewegung geht in Richtung einer besseren Integration der Hochschulen in das schweizerische System.

Zugang besteht, Hürde hoch

Die institutionelle Akkreditierung nach dem HFKG ist eindeutig an der Transformation der Schweizer Hochschullandschaft beteiligt. Rein statistisch gesehen sind in  jedem Hochschultyp zwei neu akkreditierte Institutionen dazugekommen, was einem Zuwachs der Anzahl anerkannter Institutionen von immerhin 21% entspricht. Die institutionelle Akkreditierung nach dem HFKG stärkt tendenziell den Zusammenhalt zwischen den Institutionen und das gegenseitige Vertrauen. Sie stellt aber auch  ein bedeutendes Hindernis dar, da sie von den Hochschulen verlangt, sowohl in die Lehre als auch in die Forschung zu investieren, was die Teaching schools eher ausschliesst. Wie René Weber, Rektor der Kalaidos Fachhochschule, erklärte, verlangt das HFKG tatsächlich Veränderungen vom Tertiär-A-Bildungsmarkt und nimmt die Institutionen in die Verantwortung, wobei das verlangte Engagement in der Forschung für private Einrichtungen eine grosse Herausforderung darstellt.

Jean-Marc Rapp, scheidender Präsident des Schweizerischen Akkreditierungsrats (SAR), betonte in seinem Interview die verbindende Rolle des SAR, der sich seit 2015 für eine Verbesserung der gesetzlichen Grundlagen eingesetzt habe. Die Teilnehmer:innen der darauffolgenden Podiumsdiskussion waren sich jedoch einig, dass das Geflecht aus eidgenössischen und kantonalen Gesetzgebungen für die Hochschulen noch weiter abgebaut werden solle. Im Schweizer System unterliegen die Hochschulen tatsächlich anderen Regelungen als dem HFKG, die von Kanton zu Kanton unterschiedlich sein können. Der Fall der PHs ist in diesem Sinne besonders bedeutsam, wobei die meisten PHs in den letzten Jahren ihre Autonomie erlangt haben. Die Studiengänge im Bereich der Lehrerinnen- und Lehrerbildung unterliegen auch heute noch einer externen Prüfung durch die EDK, die zusätzlich zur institutionellen Akkreditierung erfolgt. Laut Esther Kamm, Rektorin der PH Zug, weisen die beiden Verfahren nicht nur Redundanzen auf, sondern stellen auch eine erhebliche Belastung für die Qualitätssicherungssysteme dar.

Das Qualitätssicherungssystem im Gleichgewicht zwischen zentralen und dezentralen Strukturen 

Während des Austauschs an der Tagung wurde klar, auf welche Weise das Qualitätssicherungssystem als wichtiges Instrument in der Hochschulentwicklung Wirkung zeigt. In der Tat spielt es eine wesentliche Koordinationsrolle innerhalb der Institutionen, indem es in den zentralen Dienststellen angesiedelt ist und den verschiedenen Einheiten der Hochschulen eine gewisse Flexibilität bietet. Es wurde jedoch angemerkt, dass die Ansprüche an die Qualitätssicherung zu Spannungen in der Funktionsweise der Institutionen führen kann. Um diese Spannungen zu verringern, sollte das Qualitätssicherungssystem als ein Instrument betrachtet werden, das sich ständig weiterentwickelt und mit der Entwicklung der Institutionen Schritt hält. Die Teilnehmer:innen der Diskussionsrunde betonten auch, dass das System schlanker werden müsse. Dies bedeutet für alle Beteiligten, in den kommenden Jahren Belastungsspitzen im System zu erkennen und wenn möglich zu beseitigen.

Für die Podiumsteilnehmer:innen erschien es entscheidend, ein Gleichgewicht zwischen den zentralen Qualitätssicherungsprozessen und den peripheren Qualitätsmassnahmen zu finden. Maxime Barthassat, Co-Präsident des VSS, betonte zudem, dass sich die Kommunikation rund um das Qualitätssicherungssystem einer verständlicheren, adressatengerechten Sprache bedienen solle, damit das Qualitätssicherungssystem für alle und insbesondere für Studierende zugänglicher werde.  Die Entwicklung des Systems sowie die Kohärenz seiner Funktionsweise sind also eine tägliche Aufgabe. Glücklicherweise scheinen sich die Institutionen sehr um die Verbesserung des Systems zu bemühen, wie die Teilnehmer:innen der Podiumsdiskussion berichteten.

Mehr Freude, weniger Aufwand

Die Voten an diesem vierten AAQ Institutional Accreditation Day deuten darauf hin, dass die Verfahrensschritte im nächsten Akkreditierungszyklus leichter verständlich sein werden. Da der erste Zyklus zur Mobilisierung grosser Teile der Hochschulangehörigen geführt habe, seien sich heute alle Anspruchsgruppen der Bedeutung von Qualitätssicherungsprozessen bewusst. Dies zeigte sich auch im abschliessenden Workshop, in dem alle Teilnehmer:innen aufgefordert wurden, Verbesserungsmöglichkeiten zu formulieren. Die im gruppenweisen Austausch angesprochenen Ansätze sind in der folgenden Abbildung zu sehen. Das Engagement der Teilnehmer:innen ist ein gutes Zeichen für den kommenden Akkreditierungszyklus.